23.05.09 Kitty in a Casket + The Acting Apes @ WAVE PARTY
Ein halbes Jahr nach der letzten WAVE PARTY in Jena lud DJ Timur wieder zu einem Abend mit viel oldschool Musik
ins Café Wagner ein. Der über die letzten Jahre etablierten Tradition folgend, dass immer mal wieder Bands den
Abend eröffnen, gab es vor der eigentlichen Party auch dieses Mal wieder ein Konzert. Dadurch hebt sich die
WAVE PARTY qualitativ wohltuend vom sonst weitgehenden Partyeinheitsbrei ab. Waren vor einem halben Jahr mit
The Crimson Ghosts und The Fright zwei pure Horrorpunk Bands vertreten, teilten sich an diesem sonnigen Samstag
im Mai die Horrorbilly Shootingstars Kitty in a Casket und The Acting Apes die Bühnenbretter. Damit war die
musikalische Ausrichtung für diesen Abend zwar eher in Richtung Psychobilly, doch besitzt die WAVE PARTY von je
her neben einem kleinen Stammpublikum immer wieder neue und aufgeschlossene Gäste aus verschiedenen Szenelagern.
So war auch an diesem Abend eine Mischung aus Gruftis, Rockern, Psychos und irgendwas dazwischen anwesend.
Als sich die Türen des Wagners um 21 Uhr öffneten, hielt sich der Publikumsandrang allerdings erst mal in Grenzen.
Doch bis zum Beginn der Acting Apes Show um kurz nach 22 Uhr waren dann immerhin schon 80 Besucher anwesend. So
konnten die drei sympathischen und wie immer adrett gekleideten Jungs mit "Silver mine" vor einem passabel
gefüllten Innenraum loslegen. Viele der anwesenden reagierten erstmal etwas abwartend, weil die Band für sie
gänzlich unbekannt war. Das hielt diese jedoch nicht davon ab, bei Temperaturen weit jenseits der 30°C auf der
Bühne gleich Vollgas zu geben. Als zweites Stück folgte dann "Bad karma", ebenfalls von der Debut EP "Facing the
facts". Spätestens da zeigte sich, dass hier eine Band am Werk war, die Spielfreude in gute Songs ummünzt und dies
live mit Freude rüberbringt. Johnny und Gensch nutzten den wenigen Raum auf der Bühne durchaus gut aus. So wurde
es im Laufe des Konzerts nicht nur im Wagner selbst, sondern auch vor der Bühne voller. Spätestens zu Hälfte des
Sets ließ sich konstatieren, dass das kleine Wagnis, eine Psychobilly Band vor einem eher nicht Rock 'n' Roll
typischen Publikum spielen zu lassen, aufging. Neben den Eigenkompositionen, bauten The Acting Apes zwei neue
Coverversionen in ihr Set ein. Zum einen wurde "Radio" zum besten gegeben und das mit Gastvocals eines Freundes,
der an diesem Abend seinen Geburtstag feierte, und ziemlich tight. Zum Schluss des Konzerts gab es mit dem
Social Distortion Klassiker "Don't drag me down" dann noch ein absolutes Highlight, bei dem Gensch seinen Stand
up Bass gegen einen herkömmlichen eintauschte. Danach wollte die Band ursprünglich von der Bühne, doch nach
vehementen Forderungen nach "Tainted love" ließen sie sich noch zu dieser Zugabe zu bewegen. Der Song setzte ein
Ausrufezeichen als Schlusspunkt unter ein gelungenes Konzert.
Nach einer kurzen Pause stand dann das im Vorfeld heiß erwartete Livedebut von Kitty in a Casket auf deutschem
Boden an. Nach einem kurzen Intro ging es nicht wie zu erwarten gewesen wäre mit "Horror express", sondern mit
"Bloody lovesong" los. Diese Wahl war vermutlich auch nicht verkehrt, weil es sich dabei um einen bereits
bekannten Song handelt. Der Titelsong des erst drei Tage vorher erschienenden Debuts folgte dann im Anschluss.
Dieser Einstieg war fulminant und erstickte jeden im Vorfeld geäußerten Zweifel an den Fähigkeiten der Band im
Keim. Außerdem zeigte sich Kitty, trotz viralem Infekt und eigentlichem Sprechverbotgut bei Stimme. Ein
Zuschauer fragte sich dabei schon, wie sie wohl erst klingt, wenn sie gesund ist. Jedenfalls hielt die Stimme
das etwas über einstündige Set durch und überzeugte genau wie der die drei Jungs der Band an ihrem Instrumenten.
Die Setlist enthielt natürlich die Songs des Debutalbums, wie "Sweet nightmares", zu dem es Candy von der Bühne
regnete, oder "Bride of the monster". Besonders gut kamen dabei natürlich die von myspace bekannten Songs wie
"Space invaders" und "Moonlight massacre" an. Als letzten Song des regulären Sets gab es das nicht auf dem
Album enthaltenen "Zombie wannebe" mit einem Exkurs in den Misfits Klassiker "Halloween". Dabei durfte dann auch
das zweite Geburtstagsking graveyard groupie mit auf die Bühne. Als Zugaben wurde dann ein Klassiker des Wave
Genres überzeugend in ein neues gewand gekleidet, nämlich "Boys don't cry". Spätestens hier zeigte sich, das
Wave und Horrorpunk/Psychobilly eine Einheit bilden können, was ja auch ganz im Sinne der WAVE PARTY ist. Mit
"Cannibal paradise" war danach dann Schluss. Die Band hinterließ einen überzeugenden ersten Liveeindruck.
Einzig die nicht übermäßige Bewegung auf der Bühne ließe sich als Manko anmerken, doch das wird mit zunehmender
Konzertroutine vermutlich auch anders. Besonders Bassist Marc deutet schon an, dass er neben einem tollen
Bassteppich und coolen Backingvocals einiges an Energie besitzt. Alles in allem waren nach dem Konzert die
Bands mit ihren Leistungen und das Publikum mit dem dargebotenen zufrieden.
NEON