Back to Future - 16. - 18. Juli 2009



Das Back to Future bot in diesem Jahr mit 32 Bands, verteilt auf drei Tage und zwei Bühnen, einen groben Querschnitt durch die Spielarten des Punk und artverwandter Genres. Von klassischen Punkbands, über Hardcore und Oi bis zu Psychobilly waren Bands vertreten. Das alte Flugplatzgelände in Dessau, auf dem das Back to Future seit seinem Umzug im letzten Jahr gastiert, bot dabei viel Platz. Leider sollte sich zeigen, dass fast die Hälfte dieses Platzes leer bleiben sollte.

Donnerstag (16.07.)
Mit The Brains aus Kanada wurde das Festival am Donnerstag um 21 Uhr eröffnet. Zu diesem Zeitpunkt herrschte allerdings noch reichlich Platz vor der Bühne, was sich im Laufe des Tages kaum änderte. Leider litt der gutklassige Psychobilly des Trios unter einem miserablen Sound im Hanger, so dass Feinheiten kaum auszumachen waren. Davon unbeeindruckt legte die Band einen engagierten Auftritt auf die Bühne. Soweit sich das also beurteilen lässt, besitzt die Band einiges an Potential. Später am Abend gaben Hudson Falcons einen Einblick in ihre Mischung aus Rock und Punk zum Besten. Die Band wirkte auf der Bühne agil, ging aber ansonsten relativ belanglos an einem vorüber. Eines der Highlights des Festivals gab es im Anschluss mit The Koffin Kats. Das Psychobillytrio zeigte, bei nun zum Glück besseren Soundverhältnissen, eine energiegeladene Show. Die auf Platte schon überzeugenden Songs wie "If I return" oder "Koffin kat rock" wurden live mit reichlich Spielfreude serviert. Dabei zeigte sich jedoch, dass bei einem relativ kleinen Festival wie dem Back to Future an einem Donnerstag auch bei einer solch hochkarätigen Band leider die Reihen vor der Bühne recht leer bleiben. Viele Besucher reisten erst am Freitagnachmittag an. Doch insgesamt hielt sich der Andrang auch an den Folgetagen stark begrenzt. Davon unbeeindruckt zog die Band alle Register, was ihnen vom Publikum mit dem ersten Pogo des Festivals und viel Applaus gedankt wurde. Zum Ende des Sets gab es noch ein Instrumentetausch mitten im Song. Anschließend konnte man zufrieden in die erste Nacht gehen.

Freitag (17.07)
Nachdem sich am frühen Freitagnachmittag bereits Beretta Love, R.K.$. und Riot Brigade ausgetobt hatten, sollten The Frogs um 17 Uhr mit ihrer Mischung aus klassischem Rockabilly und Psychobilly starten. Nach ca. 20 Sekunden war das Konzert dann aufgrund eines Schadens am Doublebass jedoch erstmal wieder vorbei. Die drei Schweizer nahmen es jedoch mit Humor. Nach einer guten viertel Stunde und mit geliehenem Doublebass zeigte das Trio dann aber doch noch, dass es Potential besitzt. Im Vergleich fiel allerdings auf, dass die Band in einem kleinen Club besser aufgehoben ist, zumal sich das anwesende Publikum im Hanger ziemlich verlor. Am frühen Abend gab es dann für alle Psychos den nächsten Grund zur Freude. Mad Dog Cole, in ein "schickes" blaues Gothichemd gekleidet, bot mit seinen Sidekicks auf der Außenbühne eine gelungene Mischung aus eignen Songs und Klassikern von The Krewman. Auf der kleinen Bühne herrschte viel Bewegung, der Sound war gut und so konnte sich das verhältnismäßig zahlreich anwesende Publikum über einen gelungenen Auftritt freuen. So wurde es dann langsam dunkel über Dessau. Dabei schlug dann allerdings auch das Wetter um und brachte einige Böen und Niederschläge. Fast schon Back to Future typisch war es das dann mit sommerlicher Hitze. Doch blieb es glücklicherweise bis auf einige Schauer bis zum Ende des Festivals trocken. Der Samstagabend bot dann noch einiges für die Freunde von Oi und Hardcore Punk, wie Loikaemie und The Freeze. Eines der Festivalhighlights bestieg dann spät in der Nacht die Bühne des Hangers: Um ca. 2:30 gab sich die schwedische Horrorpunkband The Spookshow die Ehre. Trotz eines übersichtlichen und bereits erschöpften Publikums war die Band, allen voran Gitarrist Mike Dungeon, bester Laune und bewies neben reichlich geilen Songs auch einiges an Humor. Wie schon beim Fiendforce Fest kamen zwei Songs des kommenden Albums neben bekannten Mitgrölern wie "Ghoulsnight", "All I want is to poke your eyes out" oder "Send me an angel" zum Einsatz. Absolutes Highlight war allerdings das Misfits Cover "Skulls" in einer semiakustischen Version und mit einem kleinen aber feinen Publikumschor. Mit "A bloody knife on your bloody body" wurden irgendwann nach 3 Uhr die anwesenden Zuschauer mit der Gewissheit eine geile Band nicht verpasst zu haben in die Nacht entlassen. Diese war dann leider windig und von Schauern durchsetzt, so dass am Samstagvormittag erstmal einige Reparaturen auf dem Zeltplatz anstehen sollten.

Samstag (18.07.)
Den Samstag eröffneten die leider vorverlegten Kitty in a Casket. Trotz der frühen Spielzeit von 14 Uhr herrschte vor der Außenbühne ein verhältnismäßig reger Andrang, was schon zeigte wie bekannt die Band mittlerweile ist und wie neugierig einige der Anwesenden auf die Horrorbillys waren. Diejenigen, die sich zu dieser frühen Zeit versammelt hatten, bekamen dann auch einen guten Auftritt des Quartetts geboten. Leider litt der Sound unter den immer wieder über das Gelände fegenden Windböen, aber dies konnte der Klasse von Songs wie "Space invaders" oder "Moonlight massacre" wenig anhaben. Mit der Coverversion des Roxette Hits "Sleeping in my car" unterstrich die Band ihren Popcharme, der v.a. dank Sängering Kitty immer wieder durch den Horrorbillysound schimmert. Die sich auf der Bühne anschließenden Tony Montanas konnten trotzt guter Songs in der Schnittmenge aus Rockabilly und Psychobilly weit weniger Zuschauer vor die Bühne locken. Hier machte sich der Bandtausch dann doch als kleines Loch bemerkbar, denn die folgenden Bloodsucking Zombies from Outerspace passten doch besser zu ihren Landsmännern aus Österreich. So wurde es dann vor der Bühne bis zum Ende des dreiviertelstündigen Sets sogar richtig voll und es gab auch den ersten Pogo des Tages. Den verdiente sich die Band allerdings auch mit ihren eingängigen Song und einer überzeugenden Darbietung. Dabei bewies man gleich zu Beginn Mut, weil man mit dem relativ unbekannten "Cellar dwellar" ins Set einstieg. Im weiteren Verlauf gab es dann eine bunte Mischung aller Veröffntlichungen, u.a. "Reign of devils, "Blood on satans claw", Legendary Jack" oder "Teenage universal creature. Mit "Horrormovie fan" endete einer der besten Auftritte des Festivals, bevor die Band noch einmal für "Moonlight sonata" und das Alice Cooper Cover "Poison" auf die Bühne zurückkam. Danach wurde es wieder etwas leerer als Church of Confidence mit ihrem Punk 'n' Roll die Bühne enterten. Trotzdem herrschte vom ersten Song "Rejected" an bis zur Zugabe "Going to Brazil" von motöhead vor und auf der Bühne beste Stimmung. Die Band zeigte im Laufe des Gigs wie man Punk Rock mit eingängigen Hooklines, wie etwa bei "It's over now" kombiniert. Ein paar mehr Bands dieser Art hätten dem Festival sicherlich eine ausgewogenere Gewichtung gegeben, denn Oi, Hardcore Punk und Deutschpunk sind nur die eine Seite, die man mit Punk im Allgemeinen in Verbindung bringen kann. Das bewiesen Church of Confidence jedenfalls eindrucksvoll. Am Abend zeigten dann Peter and the Test Tube Babies, dass man auch nach über 30 Jahren im Punkbusiness nicht unbedingt zu Rentnerfraktion gehören muss. Das Publikum dankte es ihnen jedenfalls mit einer Runde Pogo. Damit näherte sich das Festival auch der Zielgeraden. Zu später Stunde gaben Die Lokalmatadore noch Deutschpunk für alle, die sich auch verbal am liebsten mit Alkohol und Fußball beschäftigen zum Besten. Die anwesenden Punks dankten es Ihnen. Der Rest wartete lieber darauf, dass sich der Hanger endlich öffnete, um The Meteors zu sehen. Auf die selbsternannten Kings of Psychobilly musste man aber doch noch etwas warten, bis sie zum "Halloween Main Theme" die Bühne enterten. Die Setlist bot dann Songs aus allen Schaffensphasen. Leider geriet der Auftritt dann nicht so beeindruckend, wie man es erwarten durfte. Zwar war besonders P. Paul Fenech ständig in Bewegung, aber der Sound war zu undifferenziert und man war nach drei Tagen auf den Beinen auch müde. Natürlich galt das nicht für alle und so war vor der Bühne wieder Pogo angesagt. Allerdings fiel auch hier auf, dass es noch reichlich Platz gab, was den generellen Mangel an Zuschauern noch einmal unterstrich. Nach drei Tagen mit einer bunten Mischung aus Punk und Psychobilly wurde das Festival anschließend von Bambix und Dean Dirg beendet. Bleibt als Fazit, dass das Wetter nur bedingt mitgespielt hat. Davon abgesehen muss jedoch trotz reibungslosen Ablaufs und einem günstigen Eintrittspreis festgehalten werden, dass es dem Back to Future an Zuschauerzuspruch mangelt. Aus diesem Grund ist es auch fraglich, ob es im nächsten Jahr eine Fortsetzung geben wird. Wünschenswert wäre es, denn hier handelt es sich definitiv um ein Festival von Fans für Fans. Vielleicht wäre aber eine Kürzung auf lediglich zwei Tage eine sinnvolle Überlegung.

NEON