Hells Pleasure Festival in Pößneck Tühringen 2008



TAG EINS

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Nach verspäteter Ankunft und den üblichen "Schikanen" wie Zeltaufbau und den ersten Bieren konnte es losgehen. Was mir gleich zu Beginn auffiel war die leicht gestiegene Anzahl an Besuchern des Hells Pleasure sowie eine größere Grillbude, mit satter Auswahl an toten, gebratenen Fleisch! Ansonsten war alles beim Alten, meinem Eindruck nach.Gemütlich und überschaubar eben. Sogar das Wetter machte nach einem kurzen Anflug von Schauer eine Wende zum Guten.

Da ich die ersten zwei Bands (OPHIS, NECROSADISTIC GOAT TORTURE) verpasst hatte startete mein Tag mit den deutschen Thrashern von NOCTURNAL. Da sich die Band, wie angekündigt, wohl bald vom langjährigen Frontmann trennen wird, gab man hier anscheinend nochmal alles. Der Wütende Mob vor der Bühne belohnte es mit sausenden Köpfen. Jeder mit zugepatchter Jeansweste stand zum Thrash Gehämmer der seinen Mann bzw. Frau. Sehenswert!

Als nächstes kamen MIRROR OF DECEPTION auf die Bretter.Die Deutschen spielten melodiösen Doom-Metal. Was mir positiv auffiel war, das hier hauptsächlich im Down-Tempo gespielt wurde und nicht solcher Doom der nahe dem Instrumentenstillstand steht. Der meist cleane Gesang wurde vom Gitarristen/Sänger und dem Drummer oft gedoppelt. Sehr ansehnlich jedenfalls, fanden die Leute wohl auch, denn man erntete reichlich Applaus und durfte sogar eine Zugabe spielen.

Nun folgten DEMONICAL aus dem fernen Schweden. Mit finsterem Death-Metal gings hier, logischerweise, flott zur Sache. Blasts bolzten einem hier ebenso um die Ohren wie gewaltige Mid-Rock-Tempo Parts, die einfach nicht wollten das hier die Köpfe stillstanden. Das Publikum schraubte auch schön die Köpfe duch den unterhaltsamen Gig der Jungs.

Die Griechen um KAWIR präsentierten als nächstes ihren atmosphärischen Black Metal. Angereichert mit jeder Menge Keyboard und sägenden Gitarren polterte man sich durch die Setlist. Sicherlich nicht jedermanns Sache, aber stilistisch abwechslungsreich im Gesamtbandgefüge von Tag Eins.

Als nächstes folgten die Szenebekannten TRIMONIUM. Mit einem Spielmix aus neuem und älterem Material überzeugte man souverän wie eigentlich immer live, auch mit neuem Gitarristen. Diese Band hat definitiven Moshfaktor.Auch hier gabs wieder eine Zugabe fürs Publikum.

Nun wurde es auch langsam aber sicher dunkel in Pößneck und erneut betraten schwedische Landsleute die Bühne - GRAVE. Was soll man zu so einer Band schon noch sagen, ich denke jeder kennt GRAVE. Mit ihrem rotzig-brutalen, schwedischen Death-Metal bolzte man jedenfalls alles in Grund und Boden. Ein wirklich guter Auftritt der die Meute toben ließ. Auch GRAVE ließen sich zu einer, am heutigen Tag wohl obligatorischen, Zugabe animieren. Sehr geil trotz anfänglichen Regenschauern!

So, es wurde Zeit für den Headliner, der sich nach längerer Umbaupause auch nicht bitten ließ. MELECHESH schossen mit ihrem Sumerian Thrashing Black Metal aus allen Rohren. Der drückende Sound tat sein übriges um auch die letzten Zweifler wachzurütteln. Technisch gabs hier zweifelslos auf's Maul. Da man ja nun auch bei NB unter Vertrag ist wird wohl bald eine neue Scheibe ins Haus stehen, an der Zeit wäre es ja wieder. Livetechnisch jedenfalls eine vernichtende Waffe - ohne Frage!

Als Überraschungsband zockten danach die chaotischen Amis von IMPALER die mit ihrem rotzigen Sound alle Zeltunwilligen Leiber nochmal durchrüttelten.

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TAG ZWEI

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Tag Zwei brach an und man musste sich erstmal ein Sonnendach bauen, um der sauheissen Glut zu trotzen.

Taufrisch und gut betankt ging es dann halb 3 zu THE LAMP OF THOTH aus Großbritannien. Hier erwartete einen rotziger Old School Rock mit doomigen Einlagen. Nicht mehr und nicht weniger, und auch nicht schlecht als langsamer Beginn in den langen Samstag. Auch anzumerken wär hier vielleicht, das zur Abwechslung mal eine Frau die Drumfelle verdrosch. Es hatte sich jedenfalls schon eine erstaunliche Anzahl an Zuschauern gesammelt die, gut eingestimmt, applaudierten und auch die Haare fliegen ließen.

Zweite Band am Samstag waren die Thüringer Black Metaller von FARSOT. Dank Plattenlabel und dem weit gelobten ersten Longplayer konnten sich FARSOT mittlerweile einen größeren Bekanntheitsgrad erspielen - und das zu Recht. Das gespielte Material war auschließlich von der aktuellen Scheibe sowie einen brandneuen Song, und sog einen förmlich mit in den atmospärischen Strudel. Auch hier flogen wieder etliche Köpfe im Takt und auch hier wieder eine Zugabe für die aufgewühlten vorderen Reihen. Das einzig atmosphärische Manko war hier wohl die fehlende Dunkelheit.

Es folgten die deutschen Thrasher von HELLISH CROSSFIRE die mit souveränen Thrash-Gebolze und Pyroshow aufwarteten, sowie die Downtempo-Death-Metal Heads von DROWNED die sich schwer, beinah progressiv in die Gehörgänge prügelten.

Danach fand ich mich dann bei den Briten von WARNING vor der Bühne wieder. Wie man mir mitteilte, eine große Doom-Legende mit absolut schweren Sound. Ich konnte der Band jedenfalls nichts abgewinnen, da es mir einfach zu schleppend voran ging. Andere Leute jedoch schienen hier ihr Nirvana gefunden zu haben und gaben sich völlig dem druckvollen Downtempo Metal hin. Naja alles Geschmackssache!

Erwartungsvoller war man dann schon bei den alt eingestandenen Black Metallern um ZARATHUSTRA. Also sprach Zarathustra ... tja was sprach er denn gleich wieder?! Viel war es jedenfalls nicht. Konnte man dem gespielten Black Metal der Band noch folgen, war es gerade der Sänger der alle zunichte zu machen schien. Mit Bier und Kippe bewaffnet wollte er wohl egoistisch oder gar Nattefrost-mäßig punkten, wirkte aber eher wie eine zu kurz gekommene Witzfigur. Es war kaum erträglich, naja, das überzeugte wohl nur eingessene Anhänger der Band...

Weiter ging es mit CORPUS CHRISTII die gleich zu Beginn mit einer feurigen Showeinlage aufwarteten. Mit ihrem Vorwärts-Black-Metal kam schon eher eine eisige Stimmung auf. Live finde ich die CORPUS CHRISTII immer wieder überzeugend, und wohl nicht nur ich. Der Masse wurde jedenfalls definitiv die Hölle heiss gemacht.

Dunkel ward's! Nun kamen die wohl von vielen erwarteten Dänen von DENIAL OF GOD auf die Bretter.Schon lange im Geschäft sollten sie eigentlich jedem ein Begriff sein. Ansonsten kamen Freunde der schwarzmetallischen 90ziger hier voll auf ihre Kosten. In bester Mysteriis Dom Sathanas Riffmanier wurde hier alles vernichtet was sich dem Licht zuwandte. Auch gut rockig gings zur Sache. Die Band selber wirkte höchstmotiviert und in Top-Form. Atmosphärisch perfekt, wirkten das brennende Antikreuz und die ins Publikum fliegenden Lebern(?)!Die Menge rastete gut aus,und es fehlte eigentlich nur noch der Gehörnte selbst!

Das Wetter meinte es dann wieder nicht so gut mit Pößneck und bescherte dem HELLS PLEASURE einen netten Dauerregen von noch erträglichem Maß.

Der größte Menschenpulk versammelte sich nun um sich gemeinsam PAGAN ALTAR anzusehen. Für viele eine absolute Legende und ewiger Geheimtipp, entgegen Mainstream-lastigeren Ebenbildern wie zb. Black Sabbath. Die Band wurde jedenfalls phänomenal gefeiert und der Auftritt schien nicht Enden zu wollen. An der Musik hatte ich ja nichts auszusetzen, aber der Gesang war teilweise durch diverse schiefe Passagen nervig. Musikalisch jedenfalls absolut erhaben und hörenswert, auch wenn man es noch nicht kannte.

Nach längerer Umbaupause enterte dann die vorletzte Band die HELLS PLEASURE Bühne - die Schweden von LORD BELIAL! Eine gute Stunde lang drosch man hier alles, was noch nicht vom Suff betäubt war in den Boden mit gewohnt knackigem Sound. Das man hierbei immernoch irgendwo melodisch wirkt ist wohl das Markenzeichen schwedischer Truppen. Jedenfalls kann LORD BELIAL live immer punkten. So auch hier !

Der krönende Abschluß eines guten Festivals stand einem nun in der Form von ENTHRONED vor der Nase. In gewohnter Form killte man sich durch die Reihen. Ihr gnadenloser Vorwärts Black Metal zerhackte auch noch den Rest, der von LORD BELIAL übriggeblieben war. Hier gabs nichts zu meckern. Top, und ein wirklich knallharter Abschluß eines lohnenswerten Festivals.

FAZIT: Auf dem HELLS PLEASURE erwartet einen eine große AUswahl verschiedener Metalstile der harten Gangart. Langeweile ist hier fehl am Platz. Auch Trink- und Essenstechnisch ist man gut bedient und hat eine stattliche Auswahl anzubieten. Preislich gibts auch nichts zu beanstanden. Alles in allem ein gemütliches und überschaubares Festival. Value for Money !

René Lapp