Blutengel in Leipzig (7.3.2008)

An diesem Abend im März sind die Gothics aus Leipzig und Umgebung zuhauf ins Werk II gepilgert, um eine Band zu erleben, die wie kaum eine andere das verkörpert, was sich als Gothic-Quintessenz umschreiben lässt. Knappe sieben Jahre zuvor gab die Band an selber Stelle beim WGT ihr Livedebut ab. Seitdem ist die Band stetig gewachsen, ihre Anhängerschaft ebenso. Das sieht man auch an diesem Abend, an dem Blutengel die Klischees der Gothicszene, Vampire, Blut, Fetisch-Erotik, Unsterblichkeitssehnsucht, Bilder von Friedhöfen, gekonnt miteinander verbinden und darstellen und all das wird mit wummernden Beats und eingängigen Melodien unterlegen.

Als Vorgruppe spielt F.O.D., die eine Mischung aus Minimal Electro mit Depeche Mode-artigen Synthiklängen verbindet. Diese 80er Jahre lastige Musik kann das Publikum jedoch nur zu mäßigen Begeisterungsstürmen hinreisen. Nachdem die Band, verstärkt um die ehemalige Blutengel Frontdame Eva, die Bühne verlassen hat, wird klar, dass die Zuschauer allein Blutengel sehen wollen.

Fast punktgenau um 22 Uhr erhellen dann Kerzen die Bühne und Chris Pohl tritt ins Licht. Noch vor dem ersten Ton jubelt das Publikum ihm begeistert zu. Immer am Rande zum Kitsch zelebriert die Band, allen voran Chris Pohl, ihr eigenes Image. Er schlüpft auf der Bühne selbst in die Rolle des charismatischen Vampirs. Im schwarzen Anzug mit blutroter Krawatte steht er am Mikro, um kurz darauf in bester Blutsaugermanier Sängerin Ulrike Goldmann am zarten Hals zu knabbern Auch sonst ist Kunstblut ein unentbehrliches Bühnenrequisit einer Blutengelshow und findet folglich reichliche Verwendung. Blutengel-Konzerte sind immer Inszenierungen und so wechseln Sonja und eine weitere Tänzerin zu jedem Stück die Kostüme, um für die passende Atmosphäre zu sorgen. Neben den Tänzerinnen ergänzen fackeltragende Gestalten in schwarzen Kutten und mit weißen Masken auf den Gesichtern die Szenerie. Es wird an diesem Abend wieder einmal viel fürs Auge geboten.

Die Setlist ihrerseits ist eine bunte Mixtur aus Liedern vom aktuellen Album "Labyrinth" und älteren Stücken wie "Bloody Pleasure", "Keine Ewigkeit" oder "Go to hell". Besonders gut kommt die hitverdächtigen Single "Lucifer" an, zu der sich die Tänzerinnen in Nonnenoutfits auf der Bühnereckeln. Zu "Black Roses" werden Rosen ins Publikum geworfen. Das Konzert findet stilgerecht mit "Engelsblut" seinen (ersten) Abschluss, wobei das Publikum als textsicherer Chor für den Refrain mit einbezogen wird. Nach anderthalb Stunden Blutengel ist das Publikum aber gerade so richtig in Fahrt und brüllt kollektiv nach einer Zugabe. Die Band kehrt erstmal ohne Chris auf die Bühne zurück und Ulrike singt den alten Blutengel-Hit "Seelenschmerz". Danach kennt das Publikum kein halten mehr, als Chris auf die Bühne zurückkommt und "Oxidising Angel"intoniert. Danach bleibt nur noch Platz für "Children of the Night". Doch weit gefehlt, denn das Publikum hat immer noch nicht genug. Die Zugabe-Rufe reißen einfach nicht ab, und Chris fehlen die Worte. Mit "Der Spiegel" gibt es noch ein eher selten gespieltes altes Stück, bevor mit "Vampire Romance" dann endgültig der imaginäre Vorhang fällt.

Zurück bleiben begeisterte Fans und eine zufriedene Band, die gemeinsam einen kurzweiligen dunkelschönen Konzertabend verbracht haben. Zum WGT dieses Jahres wird es dann eine Neuauflage geben.

darknet