Welle Erdball

 

Wir betraten einen von der Farbe schwarz dominierten, aber dennoch von buntem Publikum

gut gemischten Raum. Die Menge überraschte uns sehr, denn Berga liegt sehr abgelegen. Unsere Recherchen über die Band, den Sender Welle:Erdball ergaben ein politisch getragenes Bild, welches die ersten PCs verherrlicht und das passive, gewöhnliche Leben der großen Menge an Konsumfreudigen in dieser Welt anprangert, vor den Gefahren der totalen Vernetzung warnt und eine Musik produziert, die sich der Minimalelektronik verschreibt. Das bedeutet, keine aufgeblähten Synthezizer zu benutzen, sondern elektronische Klänge zu erzeugen, die mit einfachstem PC-Sound im Stile des C-64 und nur wenigen Tönen auskommt.

Die Musiker, bestehend aus zwei Damen im Stil der späten 50-er im Backround und zwei Herren erzeugten einen virtuosen Spannungsbogen zwischen Mystik, berauschender Geschwindigkeit, Anmut, Schönheit, mitreißendem Sound, der zum Tanzen verführte, Verklärtheit und Kraft. Es war elektronische Musik, die Rythmik und Unvergänglichkeit in sich vereinte und die Menge infizierte.

Das Publikum zeigte einen Beifall, den sicher auch die Band überraschte. Es war ein voller Erfolg für den Sender.

Uns war nicht klar, ob die Bedeutung der Texte wirklich verstanden wurde, denn der musikalische Reiz war zu stark. So wurden Bälle verteilt, farbintensive Bühnenbilder erzeugt, Videoaufzeichnungen kosmischer Intension vorgeführt und die Menge angeheizt. Der „ Mensch aus Glas“ richtete sich klar gegen die Gefahren der globalen und maschinellen Vernetzung, die uns Menschen für die Industrie manipulierbar und damit abhängig machen, uns in ein Konsumgefängnis stecken und damit der Freiheit berauben.

Bleibt nur die Frage offen, ob diese Botschaft in diesem Publikum Sinn macht, denn es sind genau diese Menschen, die sich sehr stark dagegen wehren.

Wir fragen Welle Erdball zu Ihren Gedanken dazu.....

 

 

Interview / Uta Caro 
 
Darknet: Ward Ihr zufrieden mit dem Konzert in Berga?
 
Welle Erdball: Natuerlich waren wir mit dem Konzert zufrieden, da das Publikum
augenscheinlich mit dem Konzert zufrieden war! Es ist eigentlich
schon Wahnsinn, dass wir in diesem relativ kleinen Etablissement in
dieser kleinen verwunschenen Stadt so viele Menschen aufgrund unseres
Konzertes zusammen bringen konnten.
 
Darknet: Welche Botschaft wollt Ihr der Welt mitteilen?
 
Welle Erdball: Es ist nicht nur eine Botschaft sondern ein ganzes Fuellhorn von
Botschaften, deren Aufzaehlung den Rahmen dieses Interviews bei
weitem sprengen wuerde. Doch koennte man alle mit einem Leitspruch
zusammenfassen: 
"Benutze Dein Gehirn!"
 
Darknet: Welchen politische Botschaft ist darin enthalten? Wir wurden sehr
unsicher ueber die Tonaufzeichnungen aus der NS-Zeit.
 
Welle Erdball: Auf der Basis momentaner politischer Gruppierungen sehen wir
keinerlei politischen Botschaften in unserer Arbeit. Wir sind Welle:
Erdball und haben demzufolge unsere eigene Politik. Doch darf man die
Vergangenheit nie vergessen, ist sie doch immer die Basis der
Gegenwart und der Motor der Zukunft. Nur mit ihr kann man aus Fehlern
lernen.
 
Darknet: Welche Zielgruppe wollt Ihr ansprechen?
 
Welle Erdball: Da wir uns selbst als einen realen Radiosender sehen, suchen wir uns
nicht unsere Zielgruppe aus. Jeden Hoerer, der unsere Wellen mit
seinem Empfangsgeraet nach richtiger Frequenzeinstellung empfaengt,
ist der Hoerer, den wir erreichen wollen.
 
Darknet: Wie virtuell ist die reale Welt fuer Euch?
 
Welle Erdball: Wo ist der Unterschied? Genauso real wie die virtuelle Welt... Denn
die perfekte Illusion ist nicht mehr von der Realitaet zu
unterscheiden.
 
Darknet: TCPA: Habt Ihr eine Idee, dieses System zu verhindern? Was tur Ihr
dagegen? Die alten PCs aufpeppen, waere ja ein Anfang.
 
Welle Erdball: Hierzu koennen wir immer nur sagen...
Die Gefahren liegen ganz klar auf der Hand. Wir werden kontrolliert,
durchschaut und auf unsere Kaufkraeftigkeit hin geprueft und
eingestuft. Gerade der auf dem Wohnzimmertisch stehende PC als
letztens kuenstlerisches Medium, was Ottonormalverbraucher zur
Verfuegung steht, sollte doch nur nach seinem Willen zugaenglich sein.
Wir muessen endlich sehen, dass es neben den Optionen, die das
Monster uns gibt, es auch noch genuegend andere gibt, die wir uns
selbst schaffen oder erdenken muessen. 
 
Was meinen Sie eigentlich mit "Aufpeppen"? Z. B. wenn man eine neue
Graphikkarte, welche man ja unbedingt haben muss, wenn man das
dreidimensionale Harry Potter - Wer wird Millionaer? - Deutschland
sucht den Superstar-Spiel spielen will, in seinen PC einbaut, ist
somit der TCPA-Chip ja auch in das System implentiert. Das Monster
ist bei solchen kleinen Nadelstichen immer sehr evolutionsbereit.  
 
Darknet: Warum geht Ihr mit dem "Mensch aus Glas" nicht an die
Oeffentlichkeit? Es ist ein deutliches Signal.
 
Welle Erdball: Auch hier sei wieder gesagt...
Auf den ersten Blick mag es vielleicht nicht sonderlich wichtig oder
bedrohlich erscheinen, wenn Jemand Ihr Geburtsdatum, Schuhgroesse,
Einkommenssteuererklaerung, Wohnort, Telephonnummer, persoenliche
Neigungen... weiss. Doch wenn diesem Jemand sowieso schon die ganze
Welt gehoert und er dieses Wissen nicht nur von Ihnen sondern von
allen Menschen hat, ist das eine Macht, gegen die Gottes Schoepfung
nur ein Laecheln wert ist. Dieses Wissen darf sich nie auf einen
Menschen begrenzen, sondern muss, wenn sie schon gesammelt ist, Jedem
zugaenglich sein. Es ist jetzt Zeit, zu handeln - oder nie wieder.
 
Darknet: Denkt Ihr nicht, dass Eure Botschaft durch das Publikum, welches
sich eh gegen Konsum richtet, in die falsche Richtung fliesst?
 
Welle Erdball: Diese Haltung kommt uns in letzter Zeit viel zu oft zu Ohren. Alles
kann in die falsche Richtung fliessen, wenn das Gehirnpotential nicht
ausreicht, um die richtige Richtung zu verstehen. Doch was ist daraus
zu folgern? Was ist die Alternative? Dass man gar nichts macht?
Wohl kaum! 
Wie immer gibt es 10 Punkte zu verteilen. 8 Punkte gibt es alleine
schon dafuer, dass man etwas macht. Die letzten 2 bestimmen die
Qualitaet des Erschaffenen. Frau Caro, lassen Sie uns Beide die
vollen 10 Punkte ereichen!
 
Ich bedanke mich sehr. 
 
Wir bedanken uns fuer ein gutes Interview und senden beste Gruesse an
Sie, Ihre Mannschaft und Ihre Leser und wuenschen Allen viel Erfolg
fuer die Zukunft.
 
Hochachtungsvoll 
Welle: Erdball / Honey