Treffenbericht vom WGT 2003

 

DAF:

DAF ist eine aus NDW-Zeiten bekannte deutsche Formation, die in den 90’igern kaum noch bekannt war. Nun standen Sie mit einem Come-Back als Schlußact am ersten Treffentag auf der Bühne in der AGRA-Halle. Da die schwarzen Pfingsttage in Leipzig als Wave-u. Gothic-Treffen bezeichnet sind, hat der Veranstalter DAF sicherlich mit der Kategorie ’Wave’ gerechtfertigt. Der Stil wie bekannt unverändert elektronisch und für den engen Spielraum für sinnreiche Texte mit dem prägenden eingängigen Rhythmus ließ sich der Sänger so ziemlich feiern. Es reichte allemal aus, 4-5 Titel dabei gewesen zu sein, da ein Song wie der andere klang. So kam es auch schon nach dem bekanntesten Reißer ’Mussolini’ als 3. Songact zu erheblichen Massenströmungen Richtung Ausgang. Der Titel Mussolini selbst brachte das Publikum jedoch voll zum kochen, wo selbst in der letzten Reihe der gefüllten Agra-Halle kaum einer still stand. Etwas zwiedeutig ist jedoch der Text, den wohl nur DAF selbst erklären kann, ebenso, warum der Sänger am Ende des Liedes noch einmal ganz laut Adolf Hitler in das Mikrofon schrie. Die Massen aber tobten vor Begeisterung.

 

Fetish-Party:

.... wie immer im Werk II und wie jedes mal recht spärlich besucht bis zum Discobeginn. Es lohnte sich also erst zu rangerückter Stunde wirklich dabei gewesen zu sein, d.h. also so gegen Mitternacht.

Zu dieser Zeit machte sich mit der undefinierbar ruhig sphärischen Musik von Carlos Peron auf der Bühne eine Domina in weißem Ganzkörper-Lack mit Hieben und Elektroschocks an einem Showpärchen zu schaffen, die ihr gefesselt ausgeliefert waren. Als Abschluß zwang sie den männlichen Untergebenen in die Knie und ließ ihn genussvoll an den hohen Absätzen ihrer weißen Lackstiefel lecken. Die ganze Show wurde über Kamera auch im Großbildformat an einer Leinwand hinter der Bühne mitgezeichnet. Wäre dies nicht der Fall, hätte der hintere Zuschauerteil aber auch wirklich nichts mitbekommen.

Der nächste Show-Act war dann noch die „Heiße Eisen Show“. 3 Girls präsentierten sich tanzend zu einem hammerhart genialen Musik-Zusammenschnitt von Manson bis Feindflug in erotischer Steel-Fashion. Der Musik-Beitrag schon allein machte die Show zu einem Erlebnis und peppte die eigentliche Vorführung erheblich auf. Ohne Musik wäre es eher langweilig geworden. Bei allen Shows störten jedoch in erheblichen Ausmaß die Scheinwerfer, welche von der Bühne direkt ins Publikum strahlten. Oft war man so geblendet, daß außer dem grellem Licht nichts anderes mehr wahrgenommen werden konnte.

Nach 01:00 Uhr strömten noch in Mengen der Party Zugeneigte in’s Werk II, wo es anhaltend zu Wartezeiten am Einlaß kam, denn die Security nahm den Dresscode sehr ernst. Letztendlich reichte jedoch außer Lack und Latex ein mehr oder weniger sündiges schwarz, die den Haupteil des Publikums ausmachten, was bei der schwülen Hitze aber auch kein Wunder war. Die Tanzfläche war bei Dark EBM und Technoähnlichen Rhythmus pausenlos überfüllt, eine Dame, die an einem Pfeiler jemand penetrant auspeitschte, ging dabei völlig unter.

 

The Invincible Spirit

.....eigentlich eine musikalisch, nun mehr schon klassisch-elektronische Cult-Formation für Gruftis aus den späten 80’igern und frühen 90’igern. Dementsprechend war auch die Halle im Werk II restlos ausgefüllt. Jedoch enttäuschte die Band mit einem sehr normalen Style, als wie man es erwartend aus den 80’igern her kannte. Die Band (mal abgelästert) trat mit Frisur, Anzugsordnung und an Show auf, als hätten Sie eine Probevorstellung (naja, die sind halt auch alt geworden). Musikalisch hat man hin und wieder Titel erst am Refrain wiedererkannt, wie es in Live-Auftritten eben so ist, da kommt nicht der jahrelang gewohnte Klang wie vom Tonträger rüber. Höhepunkt war wie erwartet der bekannteste Titel ’Push’, wo mit jedem ’Push’ sich unzählige Arme aus dem Publikum streckten.

 

 

The Fair Sex

Gleich anschließend an Invincible Spirit und als Schlußact von Montag-Nacht trat die musikalisch, ebenfalls schon klassisch-elektronische Cult-FormationThe Fair Sex’ auf.

Ganz im Gegensatz zu Invincible Spirit mit einer sehr mitreißenden Show und den gewohnten Style der guten alten Zeiten. Die Songs powerten nur so von der Bühne. Verwunderlich, daß die Halle erst nach dem 2/3. Song den entsprechend füllenden Zulauf bekam und dennoch nicht die Fülle von Inv. Spirit erreichte. Aber vielleicht ist auch hier wieder die unerträgliche Schwüle in der Halle schuld gewesen. Der Sänger selbst musste logischerweise mit seinem körperlichen Aktivitäten auch schrittweise immer mehr Kleidung fallen lassen. Immer wieder störend und geradezu belastend waren die von hinter der Bühne aus direkt ins Publikum grell strahlenden Scheinwerfer. Ein großes Minus an die Lichttechniker! Hat aber nichts mit der Band zu tun, diese war einfach nur super geil. Der harte Kern des Publikums ließ die Band auch nicht einfach so davonkommen und erzwang mehr als berechtigt wenigstens noch eine Zugabe entgegen der Feierabend orientierten Worker vom Werk II.

 

In Slaughter Natives, Brighter Dead Now, Arcana

Alle Bands gehören zum schwedischen Could Meat Industry-Label, welches als Symbol ein Foto mit im Schlachthaus hängenden Rinderhälften trägt. Wie das Symbol, so auch die Musik. Hier trennt sich endgültig die Gothic-Szene und das Publikum verabschiedet sich wie gezeigt von allen bunt gestylten Haarspitzen und Federboas, denn hier wird es richtig düster schwarz und es gibt einfach keine Gruppen, die diese musikalische Düsterkeit überbietet. Wer diese Konzerte aufsucht, ist nicht aus bizarrem Party-Spaß in der Szene, sondern fand den Weg dorthin über innere Gefühlswelten.

Von allen 3 Bands war wohl Slaughter Natives die meist besuchteste Band. Vielmehr als das hier einem bombastisch bedrohliche Soundsequenzen in die Ohren donnern passiert auch nicht. Damit man aber doch was zu sehen bekam, spielte durchgängig ein Film auf der Leinwand hinter der Bühne mit irgendwelchen bizarren und mystischen Bildern wie Gräber Ruinen, Knochen etc. ab. Das glatzköpfige Duo hätte dabei nicht wirklich anwesend sein müssen.

Bei BDN nahm das Publikum rapide ab. Hier zeigten sich wirklich nur noch wahre Fans bei kreischend quietschenden, fast krank anmutenden düsteren Industrial-Krach. Man weiß aber auch, daß bei BDN wirklich jede Art von Kommerz somit weit entfernt ist. Wie gesagt: Party und lustiges rumgehüpfe gibt es genug und BDN ist dessen Kontrast in voller Entfaltung. Trotz das einige das Konzert einfach nur liegend in sich aufsaugten, gab es dennoch nach jedem Stück kräftigen Beifall.

Arcana enttäuschte mit einem recht kurzem (ca. 5 Titel) und zu melancholischen Auftritt. Der Arcana typisch mystisch-düster melancholischen Musik entsprechend stießen nun auch mit weiten oder langen Reifröcken und Prinzessin-Krönchen bestückte schwarze, nun ich sag mal ’ Renaissance-Elfen’ dem Publikum hinzu. Obwohl Arcana auch sehr wuchtige Stücke zu bieten hat, zeigten sie sich im Werk II mit einem zurückhaltend trägen Konzert. Die Interpreten standen beim letzten Lied immer noch an der selben Stelle wie beim ersten Lied, die Musik selbst war schon zu langweilig für eine düstere Atmosphäre. Vielleicht bin ich aber auch doch nicht der Arcana-Anhänger, denn bei anschließendem Meinungsaustausch mit Konzertbesuchern bin ich damit auf energische Gegenmeinungen gestoßen.

 

Bernd