RAGNARÖK FESTIVAL 2007

Bericht

 

 

Stolze vier Jahre, stetig wachsende Zuschauerzahlen und gleichfalls ansteigende Popularität – das Ragnarök Festival, was seid 2006 in der Stadthalle Lichtenfels stattfindet, hat sich nunmehr zu einer festen Größe in der deutschen Festivallandschaft etabliert. Und angesichts der Bandauswahlen, welche sich größtenteils in den ebenso sehr populären Pagan und Viking-Metal-Sparten bewegen, ist das auch kein Wunder, dass so auch am 30. Und 31. März diesen Jahres geschätze 3000(?) Leute den Weg in die oberfränlische Kleinstadt gefunden haben, um gemeinsam mit Musik und gutem Trunk die Haare und Hörner kreisen zu lassen. Das auch in diesem Jahr gewisse Brauntrolle wieder einmal nicht zu hause bleiben wollten war angesichts der Tatsache, dass Taake wegen der Hakenkreuz-Dummbeutelei in Essen aus dem Billing genommen wurde, fast schon allein aus Protest und indirekter Sympatie zu der Band zu erwarten. Die Entscheidung der Veranstalter war im Grunde genommen richtig und unterstützenswert, nur frage ich mich, was dann ein gewisser Jens Fröhlich(Totenburg – Rechsaussen-Metal) und sein Stand sowie diverse NSBM-Artikel in der Merchandise-Halle zu suchen hatten. Irgendwie zehrt das schon an der Glaubwürdigkeit der Organisatoren, obwohl sie mit einer Spendenaktion gegen Rechs agierten, wo am Schluss auch eine gute Summe dabei rumkam. Schade, dass sich solche dunklen Flecken auf der sonst weissen Weste des Festivals breitmachen müssen und sich so bei mir die Musik fast in den Hintergrund gedrängt hatte. Denn das wäre ein Grund zur einhelligen Freude gewesen. Das Billing von diesem Jahr lies eigentlich keine Wünsche offen. Der Black Metal hielt sogar am Freitag das Banner ganz weit oben, während am Samstag dann doch eher der Tag für alle Humppa-, Folk- und Pagan-Fans wurde. Aber schön der Reihe nach.

Den Freitags- und Festivalreigen eröffneten Dawn of Blood, welche ich aber leider wegen leicht verspäteter Ankunft verpasste. Dafür stand ich als bekennender Fan bei Sycronomica im Pit und erfreute meine Lauscher mit epischen Black Metal der bayrischen Formation, welche mit „Path“ einen aktuellen Longplayer am Start hatten und gleich mit Filmteam aufkreuzten, um für ihre geplante DVD ein paar Impressionen festzuhalten. Das Publikum war schon von Anfang an gut gelaunt; Haare flogen und Pommesgabeln besaßen die Lufthoheit. Hier sei gleich auch nebenher anzumerken, dass sich die Laune der Meute fast durchgängig hielt und fast jede Band amtlich abgefeiert wurde, was meinem persönlichen Stimmungsbarometer nur zugute kam. Die nachfolgenden Fjoergyn hatten es trotz guter Laune etwas schwerer, ging doch ihr bombastischer Pagan/Black Metal in einem undefinierbaren Soundmatsch flöten, was auch die etwas verhaltenen Reaktionen bei den Publikümmern erklären würde. Aufwärts ging es dann wieder bei Wolfchant, welche als einer der Shooting-Stars des Pagan Metal gehandelt werden. Mir unbegreiflich, zockten die Jungs zwar ordentlich ihre Mucke, jedoch frag ich mich manchmal ob das Wort „Innovativer Pagan Metal“ aus dem Wortschatz der meisten Nachwuchs-Wikinger gestrichen wurde.

Duster wurde es zum frühen Abend, denn Koldbrann enterten die Bühne und fetzten ihren eisigen Frostspeer in die Menge. Klar, dass sich nun zum grösstenteil Black-Metal Volk in der Halle aufhielt, um eine der Kultbands des BM-Undergrounds zu feiern. Ebenso geschah es bei Helheim, welche die Frau Redakteurin aus natürlichen Nahrungsaufnahme- Trieb leider nur vom Hörensagen „sah“. Fast  pünktlich fand die den Weg in die Halle zu den Norwegern Vreid, den Nachfolgern der verblichenen Combo Windir. Klar, dass nun jeder Dritte im Publikum ein Windir-Shirt trug, um das Andenken des verstorbenen Fronters Valfar zu ehren und trotzdem zu Vreids experimentellen Black Metal die Nackenwirbel zu strapazieren. Dann hieß es: Hörner rau. Denn nun sollten die Schweden Manegarm die Bude rocken. Die Band, welchen eigenständigen Folk-Metal irgendwo zwischen Thyfing und Amon Amarth spielen, verbreiteten eine wunderbar gute Laune in der inzwischen mehr als gut gefüllten Halle, welche sich in einen Kessel aus tanzenden, bangenden und klatschenden Metallern verwandelte. Quasi ein kleiner warmer Sonnenstrahl in zwischen der schwarzen Horden, die anschliessend bei Kampfar, dem Taake-Ersatz Agantyr und dem Freitags-Headlinter Urgehal das Zepter übernahmen. Dabei stellte sich Agantyr als echte Überraschung heraus, durch die Bank weg wurden die Norweger(?) hoch gelobt und als würdiger Taake-Ersatz gepriesen. Leider sahen dass einige nachtragende Fans nicht so und mussten mit ihren „Toleranz für Taake“ Rufen und etwaigen Rechtem Arm Gezucke unnötig provozieren. Zum Glück wurde das Problem mehrmals von der Security gelöst, welche mit dem gesamten Team trotz allem eine gute Leistung vollbrachten und meinen Respekt verdienen. So ging dann der erste Tag zur Neige und die immer noch feierhungrige Meute zog sich auf den Parkplatz, welcher mit dem angrenzenden Sportplatz zu einer Art Campground um funktioniert wurde, zurück.

Der Samstag sollte dann der Overkill an Trend-Pagan Metal, Humppa-Melodien und Metfreudiger Laune werden. Denn nun hiess es: Trolle frei! Und was ist besser, als wenn die Humppa-Metaller von Kromlek diesen reigen eröffnen? Eigentlich nichts, und so stürmten die Jungs, die gerade frisch bei Trollzorn unter Vertrag standen auf das kaum müde wirkende Publikum ein und luden zum Tanz und Mosh á la Finntroll & Equilibrium. Besser kann der Tag nicht starten. Die darauffolgenden Helfahrt und Heidevolk entzogen sich leider wieder meiner Kenntnis, da ich mich zum dem Zeitpunkt draussen aufhielt und mitbekam, wie sich eine Horde NSBMler vor der Einfahrt scharten, um einer angeblichen AntiFa-Demo entgegenzu treten. Traurig, aber wahr, die Message „Metal ist unpolitisch“ kommt immer noch nicht an, egal ob bei rechts oder links. Natürlich geschah nichts dergleichen und man trollte sich wieder zu seinen Zeltplatz. Eigentlich schade, eigentlich dürfte solch ein Volk nicht mal das Gelände betreten. Nun ja, so wand ich mich wieder der Musik zu, denn Minas Morgul eröffneten einen klirrenden Reigen aus derben Black Metal mit Pagan-Einschub. Auch hier hat man ein dickes Langeisen im Feuer; Songs von der langersehnten Scheibe „Todesschwadron Ost“ wurden gleichermaßen wie ihr Debut „Schwertzeit“ fanatisch abgefeiert. Die Stimmung blieb auch bei den darauffolgenden Gernotshagen fantastisch. Nur gilt hier wieder das Gleiche wie bei Wolfchant: solide, aber langweilig und zig Mal gehört. Ob es auch andere Quellen ausser Menhir und Riger gibt? Oh ja, denn Black Messiah bewiesen es ohne Wenn und Aber, ihr rockiger Viking Metal ging gut ins Ohr und ließ die Feierlaune weiter steigen.

Schon seid etwas längerer Zeit wurden die Paganen Hel als absoluter Underground-Tipp gehandelt. Allerdings sprang der Funke nicht auf mich über, so dass ich schon etwas früher die Halle wieder verlies und mich mal wieder der Nahrungsaufnahme widmete. Es hat wohl recht gut geschmeckt; verpasste ich doch den Anfang von Eluveite, die Schweizer, welche mit ihrer Mischung aus Göteborg Death Metal und Folk den Nerv der jungen Viking-Generation trafen; ebenso wie die darauffolgenden Cruachan und Tyr. Leider war ich von letzterer Kapelle etwas enttäuscht. Auf Platte machen sie laune, aber irgendwie fehlte mir live der Biss, das gewisse Etwas. Trotzdem wurden sie mit Jubel Trubel Heiterkeit empfangen und auch wieder entlassen, so dass die Finnen Swallow the Sun die Bühne betreten konnten. Und diese band bekommt von mir den Exoten-Bonus, denn StS fielen mit ihrem epischen Doom Metal mehr als aus dem Raster, trotzdem fanden sie viele Anhänger und bewegten die Massen mit ihrer atmosphärisch dichten Kunst. Eigentlich der perfekte Einstieg für Moonsorrow, die Bathory unter den Viking Horden. Jetzt hiess es: genießen, abgehen...und durchhalten. Die Jungs zockten einen guten Querschnitt aus ihrer Schaffensphase. Und das hiess auch: ein Song von der neuen Platte „V-Hävitetty“, welcher- gekürzt!- mit stolzen 20 Minuten daherkam und so einiges an Durchhaltevermögen abverlangte. Ich persönlich empfand es mehr als nur anstrengend, solch langen Songs live zu folgen. Fazit: Moonsorrow performten spitze. Nur an ihren Längen in der Setlist sollten sie arbeiten. Ein kleiner Wehrmutstropfen des ansonsten mehr als gelungenen Auftritts.

Dann hiess es: Bühne frei für ein deutsches Pagan Metal Urgestein: Riger eröffneten die Schlacht und hauten dem Fan einen Ohrwurm nach dem Anderen wie „Germania“ oder „Auf die Ahnen“ um die Ohren. Lauthals wurden Texte mitgesungen; die Band harmonierte einwandfrei mit der inzwischen auf dem Siedepunkt angekommenen Stimmung der Ragnarök-Besucher, welche dann bei dem Headliner und der wohl am meisten herbeigesehnten Auftritt überkochte. Aaskareia, von vielen als die Pagan-Black Metal Kapelle der Neuzeit benannte Band entfachte ein Feuerwerk aus Raserei, Atmosphäre und Epik, der sich kaum jemand entziehen konnte. Selten sah ich so fanatische Reaktionen im Publikum, es entbrannte eine erhabene Stimmung und erhob die Halle fast an die Tore von Wallhall. Einen besseren Ausgang könnte sich ein Festival wie das Ragnarök kaum wünschen, würdevoll neigte sich die Festivität dem Ende hinzu. Zwar sollten die Lokalmatadore Varg noch als Rausschmeisser dienen, jedoch beließ ich es bei Aaskareia und begab mich gen Zeltplatz, mein Abschieds-Bierchen zu zischen. Noch lange erschallten Feiergeräusche über das Gelände und geleiteten das Festival in die Historie.

Summa summarum: Musikalisch hatte das Ragnarök wenig Ausfälle; die Bandauswahl war durchgängig solide und bedacht gewählt. Wie schon eingangs erwähnt: für jeden Axtschwinger war etwas dabei. Nur sollten die Veranstalter in Zukunft auf diverse politischen Spinner ausserhalb und auch innerhalb der Ragnarök-Festivität achten, da es ja leider nichts Neues mehr ist, dass teidnische Themen und Musik die braune Brut anziehen wie ein Dixi-Klo die Schmeißfliegen. Ich kann nur hoffen, dass sich Ivo Raab & Co für das nächste Jahr einiges vorgenommen haben. Wir hoffen das Beste und erheben ein virtuelles Horn für die doch saubere und gute Organisation.

 

F.B.F. für Darknet-Info