Schwarz! Laut! Lärmend und voll
guter Laune - im günstigsten Fall auch voll norwegischem Bier. Das ist das
Bild, das sich dem arglosen Betrachter bietet,
der am vergangenen
Freitagnachmittag in die Verfte in Bergen marschierte.
Man schreibt den dritten Tag des
7ten Metal Festivals.
Gegen 18.00 Uhr beginnt das erste
Konzert, aber viele Festivalgänger sitzen noch draußen im Hafencafe. Man stärkt
sich für den Abend mit ein paar Bier und was zum futtern. Herrvoragende Gelegenheit
sich ein wenig umzuhören. Was macht dieses Festival so speziell…
Das Festival hat etwas ungeheuer Familiäres;
am einen Tag sieht man die Leute auf der Bühne, am nächsten steht man mit ihnen
an der Bar. Verglichen mit anderen Festivals ist das HITS zwar ziemlich klein,
aber gerade dadurch erhält es eine persönliche Note, die es von anderen
Festivals abhebt.
Natürlich könnte man das auch an
den Namen der Bands erkennen, wie Celtic Frost,
Destruction, Morbid Angel oder
Satyricon. Aber das besondere, spezielle - die Nähe zu den Künstlern, die sich
hier wie Gleiche unter Gleichen bewegen. Nimmt man dazu noch die Location,
Garage und Verfte, dann ist das ganze ein Schmelztiegel von großartiger Musik,
individuellen Menschen und einer Philosophie, die von aggressiven Stimmungen
genauso geprägt ist wie von einer fast greifbaren Harmonie.
Türsteher, die extra aus San
Francisco anreisen um hier zu arbeiten, Metal Touristen aus Australien, Mexiko,
Italien, Frankreich und Deutschland. Alle sind da. Sie hören Musik, trinken
Bier und unterhalten sich über das was sie hergebracht hat - die
Lebenseinstellung…die Musik. Man sollte aber trotz der friedlichen Atmosphäre
nicht den Fehler begehen einen Blackmetaller in den Arm zu nehmen, der norwegische
Metaller ist kein Blumenkind.
Freitag: Grimfist eröffnen den
Abend. Obwohl sie mit neuem Vokalisten antreten überzeugen sie mit einem guten
Sound, der beweist, dass die Leute die Musik mögen die sie machen. Zweite Band
des Abends sind Witchcraft. Scheinbar wurde hier, zumindest meiner Meinung
nach, der poppige Teil des Abends abgearbeitet. Trotzdem, hörenswert. Dritte
Band, und meine neuen Helden, Gojira. Irrsinn, speziell der Basser ging ab wie
Charles Manson auf Acid. Stahlgewitter mit 1000 Dezibel. Schwer zu beschreiben,
einfach selber erleben. Atheist als vierte Band schließlich waren
verantwortlich für mindestens 5 neue Risse in der Decke, scheinbar versuchten sie
die Vorgängerbands an Lautstärke noch zu übertreffen. Destruction schließlich
hatten gegen tropische Temperaturen in der Halle zu kämpfen, aber durch das mit
einbeziehen des Publikums, das auch voll mitging, waren sie sicher eines der
Highlights des Abends. Satyricon!!! Letzte Band des Abends. Was für eine
Stimmung! Hingehen! Selbst hörn! Menschen unter 160 cm liefen allerdings Gefahr
in der tobenden Horde zertrampelt zu werden.
Samstag, letzter Tag: Keep of
Kalessin, laut, vielleicht fast zu laut um 18.00 Uhr nach 3 Tagen Festival.
SAHG, klasse Musik, Fackeln auf der Bühne, die Menge wacht auf. 1349, Musik hat
umgehauen aber das pyrotechnische Element Magnesiumflamme hätten sie sich
sparen können, die ganze Halle stank wie ne Schweißerwerkstatt. Nette
Nebenerscheinung dieses Events…Feueralarm und Stromausfall. I, vierte Band. Der
Wille zum feiern war beim Publikum ungebrochen. Es waren so viele Menschen im
Raum, dass man nicht näher als 50 Meter an die Bühne rankam. Der Saal schien zu
explodieren. My Dying Bride… Diese Band gehörte zweifelsohne zu den “must go”s
dieses Festivals. Mit souveräner Performance und einem Sound der umhaut rissen
sie das Publikum mit bis die ersten zusammenbrachen und vom Roten Kreuz raus gezogen
werden mussten. Was für eine Show! Celtic Frost, letzte Band des Abends und des
Festivals…Man nehme den Germanenhäuptling aus “Gladiator”, male sein Gesicht
weiß an und gebe ihm einen Bass…voila, der Bassist von Celtic Frost. Der letzte
Gig hat noch mal die letzten Reserven in den Menschen mobilisiert, aber trotz
einer überzeugenden musikalischen Vorstellung war am Ende die Luft beim
Publikum draußen. Während die Band auf der Bühne die letzten 2 Lieder
zelebrierte, machten sich die ersten Leute in der Halle bereits auf den Weg in
Richtung Stadt um in den dortigen Kneipen noch das eine oder an der Bier zu
zischen- denn feiern macht ja bekanntlich durstig.
J. H.