Hole in the sky 2006 – Freitag und Samstag

 

Schwarz! Laut! Lärmend und voll guter Laune - im günstigsten Fall auch voll norwegischem Bier. Das ist das Bild, das sich dem arglosen Betrachter bietet,

der am vergangenen Freitagnachmittag in die Verfte in Bergen marschierte.

Man schreibt den dritten Tag des 7ten Metal Festivals.

 

Gegen 18.00 Uhr beginnt das erste Konzert, aber viele Festivalgänger sitzen noch draußen im Hafencafe. Man stärkt sich für den Abend mit ein paar Bier und was zum futtern. Herrvoragende Gelegenheit sich ein wenig umzuhören. Was macht dieses Festival so speziell…

 

Das Festival hat etwas ungeheuer Familiäres; am einen Tag sieht man die Leute auf der Bühne, am nächsten steht man mit ihnen an der Bar. Verglichen mit anderen Festivals ist das HITS zwar ziemlich klein, aber gerade dadurch erhält es eine persönliche Note, die es von anderen Festivals abhebt.

Natürlich könnte man das auch an den Namen der Bands erkennen, wie Celtic Frost,

Destruction, Morbid Angel oder Satyricon. Aber das besondere, spezielle - die Nähe zu den Künstlern, die sich hier wie Gleiche unter Gleichen bewegen. Nimmt man dazu noch die Location, Garage und Verfte, dann ist das ganze ein Schmelztiegel von großartiger Musik, individuellen Menschen und einer Philosophie, die von aggressiven Stimmungen genauso geprägt ist wie von einer fast greifbaren Harmonie.

Türsteher, die extra aus San Francisco anreisen um hier zu arbeiten, Metal Touristen aus Australien, Mexiko, Italien, Frankreich und Deutschland. Alle sind da. Sie hören Musik, trinken Bier und unterhalten sich über das was sie hergebracht hat - die Lebenseinstellung…die Musik. Man sollte aber trotz der friedlichen Atmosphäre nicht den Fehler begehen einen Blackmetaller in den Arm zu nehmen, der norwegische Metaller ist kein Blumenkind.

Freitag: Grimfist eröffnen den Abend. Obwohl sie mit neuem Vokalisten antreten überzeugen sie mit einem guten Sound, der beweist, dass die Leute die Musik mögen die sie machen. Zweite Band des Abends sind Witchcraft. Scheinbar wurde hier, zumindest meiner Meinung nach, der poppige Teil des Abends abgearbeitet. Trotzdem, hörenswert. Dritte Band, und meine neuen Helden, Gojira. Irrsinn, speziell der Basser ging ab wie Charles Manson auf Acid. Stahlgewitter mit 1000 Dezibel. Schwer zu beschreiben, einfach selber erleben. Atheist als vierte Band schließlich waren verantwortlich für mindestens 5 neue Risse in der Decke, scheinbar versuchten sie die Vorgängerbands an Lautstärke noch zu übertreffen. Destruction schließlich hatten gegen tropische Temperaturen in der Halle zu kämpfen, aber durch das mit einbeziehen des Publikums, das auch voll mitging, waren sie sicher eines der Highlights des Abends. Satyricon!!! Letzte Band des Abends. Was für eine Stimmung! Hingehen! Selbst hörn! Menschen unter 160 cm liefen allerdings Gefahr in der tobenden Horde zertrampelt zu werden.

Samstag, letzter Tag: Keep of Kalessin, laut, vielleicht fast zu laut um 18.00 Uhr nach 3 Tagen Festival. SAHG, klasse Musik, Fackeln auf der Bühne, die Menge wacht auf. 1349, Musik hat umgehauen aber das pyrotechnische Element Magnesiumflamme hätten sie sich sparen können, die ganze Halle stank wie ne Schweißerwerkstatt. Nette Nebenerscheinung dieses Events…Feueralarm und Stromausfall. I, vierte Band. Der Wille zum feiern war beim Publikum ungebrochen. Es waren so viele Menschen im Raum, dass man nicht näher als 50 Meter an die Bühne rankam. Der Saal schien zu explodieren. My Dying Bride… Diese Band gehörte zweifelsohne zu den “must go”s dieses Festivals. Mit souveräner Performance und einem Sound der umhaut rissen sie das Publikum mit bis die ersten zusammenbrachen und vom Roten Kreuz raus gezogen werden mussten. Was für eine Show! Celtic Frost, letzte Band des Abends und des Festivals…Man nehme den Germanenhäuptling aus “Gladiator”, male sein Gesicht weiß an und gebe ihm einen Bass…voila, der Bassist von Celtic Frost. Der letzte Gig hat noch mal die letzten Reserven in den Menschen mobilisiert, aber trotz einer überzeugenden musikalischen Vorstellung war am Ende die Luft beim Publikum draußen. Während die Band auf der Bühne die letzten 2 Lieder zelebrierte, machten sich die ersten Leute in der Halle bereits auf den Weg in Richtung Stadt um in den dortigen Kneipen noch das eine oder an der Bier zu zischen- denn feiern macht ja bekanntlich durstig.

 

 

J. H.