Haggard
Ich habe vor dem Dezember 2005 von der Band Haggard noch nichts gehört nach den ersten Informationen
waren die einen sehr angetan und die andern meinten wie kann man da nur
hingehen. Der Termin des Konzertes im F – Haus Jena war zunächst für den
29.12.2005 festgelegt. Leider wurde das Konzert dann auf den 29.01.2006
verschoben. Die Vorband auf der Tour war Remeber Twilight.
Als wir am 29.01.2006 ins F – Haus Jena eingetroffen sind
begann gerade die Vorband. Die Musik der Band Remember
Twilight passte so gar nicht zu dem Outfit der Band.
Bedauerlicherweise war die Tonqualität auch nicht besonders, ob das an der
Mischung gelegen hat oder letztendlich an der Band wage ich einmal
dahingestellt zu lassen. Auf jedenfall war es nicht
gerade ein Genuss, und mich beschlichen schon dunkle Vorahnungen. Doch danach
kam der Auftritt der Band Haggard und wie man mir ja
schon im Vorfeld mitgeteilt hat handelt es sich um eine Mittelalterband die
eine Mischung aus Mittelalter und Metal zum Besten gibt. Der Anfang war auf
jedenfalls mittelalterlich mit Feuerfackel und einer Einleitung, die ich leider
nicht verstanden habe. Auf jedenfalls ging es dann los und unsere Mienen
hellten sich zu sehens auf. Ich muss sagen es war
eine erstklassige Mischung zwischen Metal und Mittelalter. Die Band stand mit
einem Orchester und mit zwei Sängerinnen sowie mit einen Sänger und einer E
Gitarre auf der Bühne. Sie haben es geschafft den Spagat zwischen Metal und
Mittelalter, wie es sonst nur Bands wie Subway to
Sally oder In Extremo schaffen. Sehr früh sprang auch
der Funken auf das Publikum über und egal ob es ruhigere Stücke oder eher
metallastige Stücke waren die dort sehr gekonnt und professionell vorgetragen
wurden das Publikum feierte grandios mit. Zum Abschluss (vor den Zugaben) gabs dann noch einmal eine Spezialeinlage eines
Bandmitgliedes das auf der Bühne Feuer gespuckt hat und somit das
mittelalterliche Flair verfollständigte.
So muss ich sagen war das Konzert ein Konzert der absoluten
Spitzenklasse, das mit drei Zugaben gekrönt wurde.
Das Fazit des Abends ist die Band Haggard kann ich nur empfehlen für alle die mal eine
interessante Mischung zwischen Metal und Mittelater
erleben wollen. Also zwei Daumen hoch.
Darknet
Hier nun einige Informationen über
die Band denen ich mich nur anschließen kann, nicht von mir aber der Autor
steht drunter.
Fordernd umspielt der Hauch des Windes ihr rotes Haar, streift über ihr mattes
Gesicht auf dem, vom fahlen Mondschein erleuchtet, eine einsame Träne hinabgleitet. Die grölende Masse um sie herum verstummt,
als der Inquisitor die letzten Worte zu ihr spricht, die sie jemals vernehmen
wird, bis ein beißender Schmerz sich durch ihren geschundenen Leib windet. Mit
einem Male erstrahlt der Platz in grellem Licht, und sie spürt wie die Flammen
des Scheiterhaufens die armseligen Kleider von ihrem Körper zehren ...
Ihren gellenden Schrei drücken Haggard in einem
ebenso düsteren Grunten aus, das gleichzeitig von
einem schweren Gitarren- und Schlagzeuggewitter begleitet wird – die Qual der
Verurteilten wird zu einem brachialen, musikalischen Sturm. Schon im nächsten
Moment zerfließt die metallene Härte und sanfte Streicher und der liebliche
Klang einer Harfe verkörpern das bittere Weinen derer, die um das Leben der
Verdammten trauern. Wie keine andere Band verstehen es Haggard
Stimmungen, Gefühle und Geschichten in emotionale Klangwelten zu verwandeln.
Zur gleichen Zeit fordert die in München aus der Taufe gehobene Truppe die
volle Aufmerksamkeit ihrer Hörer, verführt aber gleichermaßen zum Treibenlassen in einem Strom voll prächtiger Melodien,
zarter Empfindungen und wütender Gewalt.
Was 1991 als experimentelles Death-Metal-Quartett
begann, mündete schon vier Jahre später in klassische Bahnen, indem man eine
Violinistin, eine Cellistin, eine Sopranistin und einen Pianisten fest in die
Band integrierte. Mit Hilfe dieser neuen Instrumentierung war es Asis Nasseri, dem geistigen
Gründungsvater und Inspirationsquell von Haggard,
möglich seine Ideen und Träume noch greifbarer umzusetzen, was dahin führte,
dass man bei der Veröffentlichung des Debütalbums „And Thou
Shalt Trust ... The Seer“ 1997 bereits auf ein stattliches Orchester von 16
Musikern angewachsen war.
Trotz der klassischen Bandbreite entfernte man sich niemals von den Wurzeln des
Death Metals, sondern verwob beide Stilrichtungen
gekonnt zu einem schöpferischen Mosaik orchestralen Metals. Den musikalischen
Spielraum, den ein Orchester in Verbindung mit harten Gitarreneinsätzen und
hämmerndem Schlagzeug bietet, wusste Haggard schon
von Beginn an eindrucksvoll zu nutzen, was sich in eingängigen aber dennoch
komplexen Kompositionen niederschlägt – zahlreiche Breaks reißen den Hörer in
ein einzigartiges Klangerlebnis hinein, lassen ihn eine Springflut der
Emotionen erleben, einen Taumel der Sinne.
Gesanglich setzt man ebenfalls auf ein antagonistisches Wechselspiel aus Asis Nasseris düsteren Grunts und den filigranen klassischen Stimmen zweier
Sopranistinnen, um nicht nur eine gänsehautschaffende
Atmosphäre zu erwecken, sondern gleichsam auf glaubwürdige und überzeugende
Weise eine mitreißende Story zu erzählen. Schon bei ihrem Erstling orientierten
sich Haggard an der Geschichte, was sie mit ihrem
zweiten Erfolgsalbum „Awaking the
Centuries“ ein weiteres Mal unterstrichen.
Ausgereifter und mit einer hervorragenden Produktion ließ man den französischen
Astrologen Michel de Notredame - besser bekannt als
Nostradamus - aus seinen düsteren Prophezeiungen auferstehen und hauchte seinen
lyrischen Visionen einen mystischen, auditiven Funken ein, dessen Energie sogar
bis in die Neue Welt reichte; zwei große Tourneen führten das Ensemble bis nach
Mexiko, wo man die sagenhafte Stimmung von Haggard in
Bild und Ton auf der DVD „Awaking The
Gods“ festhielt.
Mit „Eppur Si Muove“ (ital. „und sie [die Erde] bewegt sich doch”) nimmt sich die
mittlerweile auf 20 Damen und Herren angewachsene Band nun der historischen
Figur Galileo Galileis an und lädt zu einer dritten Reise in die Vergangenheit
unserer Erde ein. Im 16. Jahrhundert stellte sich der italienische Philosoph
und Mathematiker Galileo gegen das kirchliche, geozentrische Weltbild und
behauptete, dass sich die Erde um die Sonne, nicht die Sonne um die Erde drehe.
Wie jeder, der sich gegen die göttliche Wahrheit stellte, wurde auch er von der
Kirche dafür verurteilt.
Nach drei Jahren Schaffenspause verwandeln Haggard
ihre Ideen nun plastischer als je zuvor in ein fulminantes Epos: Die
sprachliche Authentizität verstärkt man durch die Verwendung von italienischen,
deutschen, lateinischen und englischen Lyrics, das
Klangbild verfeinert man durch ein erweitertes Instrumentarium, wie beispielweise einem Flügel, und die Kompositionen sind
direkter, griffiger und treibender, ohne ihre versierte Verspieltheit
einzubüßen.
Galileos Geschichte voller Träume, Glauben, Hoffnung, Demütigungen und
Irrlehren erwecken Haggard zu einem atemberaubenden,
musikalischen Eigenleben voller Kraft und Zerbrechlichkeit, voller Pathos und
Sensibilität, voller Brachialität und Sanftheit und nicht zuletzt voller
Eigenständigkeit. Denn Haggard haben, wie Galilio auch, immer an sich selbst geglaubt und sind ihren
eigenen Wünschen und Idealen gefolgt.
Autor: Peter Sailer