Die Oper rockt
In Erfurt brachten die
Schandmäuler ein Konzert der Extraklasse. Noch nie habe ich eine solche Band in
einer Oper spielen sehen. Ein atemberaubendes Erlebnis.
Die „Alte Oper“ zu finden war
eigentlich gar nicht mal so schwer. Man musste nur den vielen schwarzen
Gestalten folgen, die alle in ein und dieselbe Richtung strömten. Dann vor der
Oper noch schnell eine rauchen, denn in solchen Lokalitäten ist ja bekanntlich
das Rauchen untersagt, und dann nichts wie rein. Jetzt galt es erst einmal einen
Platz zu finden, denn man lauscht ja sitzend dem Orchester. Und wir fanden auch
einen, denn obwohl fast 600 Gäste das Konzert besuchten, war es nicht gänzlich
ausverkauft.
Das Warten auf den Beginn
verbrachte man dann fast wie in einem Kino: Ein überteuertes Bier in der Hand
und seichte Musik aus den Lautsprechern neben der hellerleuchteten Bühne.
Man konnte noch einen Blick in
das Auditorium werfen und sah ein sehr gemischtes Publikum. Zwar waren die
dunkel Gekleideten in der Überzahl, doch erblickte man hier und da auch einen
älteren Herren oder eine ältere Dame in Anzug und Abendkleid. Ja sogar Familien
mit kleinen Kindern waren anwesend.
Dann, kaum zu vernehmen, ein
Klingeln und nett aussehende Unformierte schlossen die Türen zu den Ausgängen.
Wie unheimlich.
Das Licht erlosch. Die erste
Person, welche die Bühne betrat bekam tosenden Beifall. Nur ein Rowdy. Er ging
wieder. Stille. Eine zarte Melodie setzte ein. Ein Vorhang fiel. Das Orchester
war zu sehen. Dann betraten Schandmaul, einer nach dem
anderen die Bühne. Der Applaus schien kein Ende zu nehmen. Die Show konnte
beginnen.
Bereits während des zweiten
Liedes hielt es im Parkett keinen mehr in den Sitzen. Trotz der akustischen
Gitarren hatte der Sound nicht an Intensität verloren. Und das Orchester tat
sein übriges. Als Untermalung brachte es die seichte Verträumtheit in die
Musik, die die Texte versuchen auszudrücken. Als Verstärkung für Anna Katharina
Kränzlein und als In- und Outro-Begleitung
rundete es das Ganze ab.
Alte, sowie neue Stücke wurden
gespielt. Und als ganz besonderes Highlight : das Lied
„Das Seemannsgrab“ wurde vom Pianisten des Cirkus
Krone begleitet.
Auch zwischen den Lieder wurde es nicht langweilig. Will heißen, das Programm
wurde nicht einfach heruntergespielt, sondern man merkte das
es den Schandmäulern Spaß machte. So gab zum Beispiel der Sänger Thomas Lindner
zu, dass sie einen ganz schönen Bammel vor diesem Konzert hatten, von wegen der
Sitze. Doch auch die letzten wurden von diesen vertrieben, als Birgit, die
Dudelsackspielerin der Band berichtete, dass es bei ihnen eine Statistik
„Sprunghöhe pro Zuhörer“ gibt.
Doch mitten im Konzert musste
dann doch unterbrochen werden. Eine Durchsage des Sängers: Bitte auf den Rängen
nicht springen, da die Zuhörer darunter gern lebendig nach Hause kommen
möchten. Wer weiter springen möchte, solle doch bitte herunterkommen. Das
ließen sich einige nicht zweimal sagen und reihten sich unten mit ein. Das
Publikum war nicht zu bremsen. Die Lieder wurden laut mitgesungen, die Arme in
die Höhe gerissen und Sprechchöre gestartet. Die Akustik im Saal war ebenso
atemberaubend, handelte es sich wie gesagt doch um ein Opernhaus.
Eins noch: Genial war die
Instrumental-Einlage des „Herr der Ringe“-Themas des
Orchesters.
Alles in allem: Man konnte auf
den Rängen dem Konzert in andächtiger sitzender Haltung lauschen oder
ausgelassen mit den Zuhörern im Parkett zwischen den sitzen tanzen...
Gruß Tom