Interview mit Alf Ator – seines Zeichens Chef bei Knorkator…

 

 

Ich: Hallo Alf, zu Beginn gleich mal die Frage auf die alle Fans sehnsüchtig eine Antwort ersehnen: Wann kommt die neue Scheibe?

 

Alf: Das weiß ich gar nicht genau. Wir sind vor kurzem fertig geworden und werden an diesem seltsamen Konzertwochenende, schon eine Menge neuer Songs dabeihaben. Aber ich glaube das Erscheinungsdatum ist der 1. Februar… (neuester Stand: 2. Februar; Anm. d. A.), und die Platte wird wenn es so bleibt wie geplant „Das nächste Album aller Zeiten“ heißen.

 

Ich: Worauf können die Fans gespannt sein?

 

Alf: Es ist in erster Linie eine Weiterentwicklung von „Ich hasse Musik“. Resümierend betrachtet ist hervorzuheben, dass wir es geschafft haben, das Album noch ein wenig besser klingen zu lassen. Rein philosophisch gesehen, betreten wir nicht wirklich Neuland, oder betreten wir??? Jedenfalls gab es bei der letzten Platte gewisse Hardliner die gesagt haben, uns ist zu wenig Scheiße dabei, jedoch möchte ich diesen Vorwurf mal so im Raum stehen lassen, aber einräumen, dass mich dieser Vorwurf wenig kratzt, weil die Scheiße ja immer nur ein Mittel zum Zweck war um neue Wege zu beschreiten. Da diese aber nun auch bald ausgetrampelt sind, ist es jetzt wichtig neue Wege zu gehen.

 

Ich: Beim letzten Album hatte ihr ja einen kurzen Ausflug zum Jazz gemacht. Wie sieht es mit anderen Musikrichtungen wie Hip Hop auf der neuen Platte aus…

 

Alf: Jazz ist nicht dabei. Dies war eine nette Exkursion, aber diesmal waren wir zu faul um uns mit so was zu beschäftigen…Zum Hip Hop, also ich dachte immer wir wären eine Hip Hop Band, jedenfalls ist Sprechgesang ist auch wieder drauf. Die DVD enthielt ja schon 2 Songs, die es auf das neue Album geschafft haben, wovon der eine auch Sprechgesang hat. In gewisser Weise sogar hiphopartige Reimkulturen, weil keine bleibende Metrik herrscht sondern sie je nach Länge der zu verwendenden Messages angeglichen wurde. Im Großen und Ganzen kann man sagen es ist eine Hip Hop Platte J

 

Ich: Wird es wieder ein Video geben.

 

Alf: Ja, es ist gerade in Fertigung und wird für den Song „Alter Mann“ sein. Wie schon bei „Wir werden“  wird es wieder ein Trickfilm.

 

Ich: Das Erscheinen der letzten Scheibe „Ich hasse Musik“ liegt nun auch schon mehr als drei  Jahre zurück. Warum hat die neue Platte solange gedauert?

 

Alf: Also das ist folgendermaßen…Montags und Dienstags hat der Stumpen immer seine Tochter, am Mittwoch und Donnerstag hat der Tim am Nachmittag seine Tochter, ich hab fast immer meinen Sohn, manchmal kann ich ihn zwar meiner Frau geben, aber ich lege auch Wert drauf mich gelegentlich selbst drum zu kümmern. Wie Du siehst wir sind alle ziemlich beschäftigt. Buzz Dee  muss sich jetzt nicht mehr so viel kümmern, die Tochter ist schon alt genug, die findet den Weg selber. Nick ist noch nicht ganz Vater, muss sich aber um die Röhre, die Bratröhre kümmern, die mit zunehmender Prächtigkeit dann auch pflegebedürftig wurde. Da wir uns echt ganz schön kümmern müssen, blieb in einer Woche nicht mehr als 1 bis 2 Stunden Zeit um sich mit Musik zu beschäftigen…

 

Ich: Wie groß ist der Anteil an wirklichem Gesang auf dem neuen Album, früher wurde ja deutlich mehr geschrieen, als schon z.B. auf dem letzten Album?

 

Alf: Es tut mit leid…Es gibt mehrere Songs die nur gesungen werden, ohne Geschrei, ohne überschlagende Stimmlippen, aber eigentlich haben wir das ja schon immer gemacht. Ich hab jetzt noch nicht den Vergleich gemacht, auf welcher Platte jetzt mehr gesungen oder gebrüllt wurde. Tendenziell würde ich aber sagen, dass auf der neuen Platte mehr gesungen wird.

 

Ich: Wie sieht es diesmal mit Coverversionen aus? In der Vergangenheit habt ihr ja schon mehreren Klassikern eine neue Verpackung im Knorkator-Stil verpasst.

 

Alf: Diesmal leider nicht. Aber ich kann dir ja sagen was wir machen wollten. Ich hatte eine geile Idee, ich wollte den Song „Eldorado“ von „Goombay Dance Band“ covern, einem Kunstprodukt von Frank Farian. Zur Band gehörte ein weißer Mann und mehrere schwarze Frauen und Kindern. Die Show bestand aus Feuerspucken und Limbo, wozu er dann gesungen hat. Mit „Sun of Jamaica“ hatte sie ein ziemlich bekanntes Lied. Ein weiteres war „Eldorado“, eine ganz fürchterliche Schnulze, jedoch auch recht flott. Da hab ich mir gedacht, eigentlich könnte diese Melodie, wenn man sie etwas anders arrangiert, zu einem  True-Metal-Song passen, so alla Hammerfall. Ich wollte also Eldorado auf True-Metal covern, da sich aber die gesamt Band vehement dagegen ausgesprochen hat, einen True-Metal-Song im Programm zu haben, ist es dann nicht dazu gekommen. Dafür müsste ich dann ne Solokarriere machen, aber ich kann ja selber nicht singen…müsste Stumpen es dann doch wieder machen.

 

Ich: Hast du denn schon mal an ein Soloprojekt gedacht?

 

Alf: Nee, ein Soloprojekt kann ich mir im Moment zeitlich gar nicht leisten. Da ich mir beim Schreiben der Songs viel Zeit lasse, schaffe ich gerade mal alle 3 bzw. 4 Jahre ein Knorkatoralbum zusammenzustellen. Außerdem glaube ich auch nicht, dass ich viel anders machen würde.

 

Ich: Habt ihr wieder mit dem gleichen Produzenten zusammengearbeitet? Der Sound beim letzten Album war ja doch überaus delikat.

 

Alf: Das hat bisher eigentlich von Album zu Album immer gewechselt. Das letzte mal war es ein gewisser Big D, diesmal ein gewisser Hund, der heißt wirklich Hund, ich kann nix dafür…

Die letzte CD war ein produktionstechnischer Quantensprung. Davor haben wir wirklich nur rumgespielt. Diese Entwicklung war auch mal nötig, aber wir hatten immer Schiss davor, dass uns irgendeiner der die Musik nicht versteht, in einen Richtung verbiegt in die wir nicht wollen. Und bevor wir so viel Geld in jemanden stecken, der uns nicht kennt, haben wir die Geräte lieber selbst gekauft. Das Problem dabei war, um es richtig gut werden zu lassen, reichte das Gekaufte nicht aus, und zweitens muss man es auch bedienen können. Da wir aber weder alles kaufen, noch bedienen konnten, kam dabei natürlich nur Scheiße raus…

Ich entschuldige mich bei allen Fans für die Platten die wir ihnen in der Vergangenheit zugemutet haben…

 

Ich: Machst du als Chef von Knorkator eigentlich immer noch die ganze Arbeit allein?

 

Alf: Ich bin immer noch der Gott, der Gott von Knorkator, aber ich habe mir vorgenommen, mir mehr so das große philosophische auszudenken, die Form im Geiste zu erschaffen und die niederen Arbeiten meinen Kollegen zu überlassen. Wie z.B. die Form jeweils auf die Sprache der jeweiligen Instrumente zu übersetzen. Ich selber spiele keinen Bass, deswegen kann ich zwar auf dem Synthesizer Basslinien entwerfen, die zwar manchmal toll sind, wenn sie dann aber von einem richtigen Bass gespielt werden, ist es nicht ratsam die Töne eins zu eins zu übernehmen. Es variiert dann mit der jeweiligen Spielkultur des Menschen, was seine Fingerarbeit oder das bestimme Instrument betrifft, was sich wiederum in Harmonie zur Spielweise zum  Schlagzeuger befinden muss. Auf einen Punkt gebracht: Ich gebe nur noch grobe Strukturen vor…und die Band bringt die Form dann zum Ende. Man kann wirklich sagen, dass die Produktion und das Arrangement echte Teamarbeit waren. Wenn ich’s alleine gemacht hätte, hätte es bestimmt die Songs alle auch so gegeben, aber sie wären wahrscheinlich ganz anders ausgefallen.

 

 

Ich: Auf der Maxi zu „Wir werden“ gab es einen Song auf Muetisch, was ist das eigentlich für eine Sprache?

 

Alf: Das ist eine Sprache, welche nur noch von sehr wenigen und alten Menschen gesprochen wird. Diese leben auf einer kleinen Insel im Pazifik, welche nach und nach von verschiedenen Machthabern kolonialisiert wurde, erst waren es die Spanier, dann die Engländer und irgendwann waren sogar die Japaner da. Dadurch hat sich die Sprache so verwurschtelt, da sie aus jeder Sprache ihre persönlichen Lieblingswörter übernommen haben, mit der Folge das dann so ein Kauderwelsch entstand.

 

Ich: Als ehemalige DDR-Bürger hattet ihr doch sicherlich auch Russisch in der Schule gehabt. Gab es mal die Idee, für einen Song die alten Schulbücher rauszuholen?

 

Alf: Ja, es gab für diesen Song („Wir werden“; Anm. d. A.) auch eine russische Textversion, die allerdings metrisch nicht passte. Eine Bekannte von uns, russischer Herkunft,  hat sich viel Mühe gemacht und wird sicherlich sehr enttäuscht sein, dass wir es nicht in die Tat umgesetzt haben. Ansonsten ist zu sagen, dass wir auf einem unserer früheren Alben eine ganz kurze russische Passage drin hatten. Und zwar im Mittelteil von „Mich verfolgt meine eigene Scheiße…uns war halt grad so…

 

Ich: Habt ihr eigentlich zu Beginn eurer Karriere, oder auch jetzt noch, Kritik aus der Metalszene bekommen? Teilweise hat man dort ja sehr konservative Ansichten und könnte sich auf den Schlips getreten fühlen.

 

Alf: Es ist durchaus möglich, dass es so gewesen sein könnte, jedoch hat niemand aus der Metalszene es gewagt uns zu konfrontieren. Ich glaube es ganz einfach: Die Leute die sich durch das Gebaren von uns angepisst fühlen, die hören es halt nicht, die haben ihre Bands auf die sie stehen, und wenn wir nicht dazugehören, dann stehen sie halt nicht auf uns und gehen nicht auf unsere Konzerte. Eigentlich wäre es unangenehm nur darauf reduziert zu werden, den Metal zu verarschen. Wir interpretieren ihn auf unsere Weise, genauso wie wir das auch mit Techno. Klassik oder Punk machen. Nun haben wir aber einen Gitarristen (Buzz Dee) der aber danach aussieht. Wenn wir stattdessen dort einen DJ stehen hätten, würden die Leute denken, wir verarschen den Hip Hop.

 

 

Ich: Wie bist du eigentlich auf die Idee hinter Knorkator gekommen? Ein Bekannter fragte mich letztens, wie man überspitzt gesagt, auf die Idee kommt, harte Gitarrenriffs Marke Rammstein mit lustigen Texten zu kreuzen?

 

Buzz Dee  (der vorbeikommt): Du lügst… (verzieht sich wieder)

 

Alf: Ich hab mich hingesetzt und dachte mir, machst du mal Rammsteinartige Riffs und setzt lustige Texte drüber…

Mal im Ernst, es gibt gewisse musikalische Ideen, die sind manchmal ähnlich dem was Rammstein tun, manchmal ähnlich dem was Truemetal Bands machen, manchmal volksliedhaft oder technoid, das ist die eine Seite. Die andere Seite sind die Textideen. Dabei beschäftige ich mich weniger mit Gefühlen, sondern eher mit Gedanken. Ich hinterfrage gerne scheinbar klare Fakten die jeder akzeptiert. Das ist manchmal einfach sehr lustig, von der Natur her, weil es manchmal seltsam ist, und was seltsam ist, ist manchmal auch sehr lustig…was bleibt mir anders übrig als beide Elemente miteinander zu kombinieren. Ich weiß das viele andere Menschen, die textlich ähnlich an die Sache rangehen, ganz anders musikalisch drauf sind…da kommt es vor, dass die Texte dann so sehr im Vordergrund stehen, dass dann musikalisch überhaupt nichts passiert. Da wird bei einem lustigem Text ein einfacher Beat, und bei einem ernsten Text die Akustikgitarre oder das Klavier rausgeholt. Dafür bin ich musikalisch viel zu sehr interessiert.

 

Ich: Wird es eine Tour im Frühjahr geben?

 

Alf: Ja, im Februar…aber wann genau weiß ich auch noch nicht. Mein Kalender ist noch nicht up to date.

 

Ich: Wie sieht es mit Auftritten im Ausland auf?

 

Alf:  Ich habe einige Ländernamen fallen hören, welche nicht zu Deutschland gehören. Was davon jedoch umgesetzt wird, weiß ich noch nicht. Zumindest in Italien wurde wohl schon was gebucht.

 

Ich: Wie sieht die Reaktion der Fans im Ausland aus? Habt ihr den Eindruck dass das Publikum eure Texte versteht?

 

Alf: Wenn wir im Ausland gespielt haben, haben die Leute meistens unsere Texte nicht verstanden, komischerweise fanden sie es trotzdem toll und haben genauso reagiert wie das deutsche Publikum. Vielleicht liegt es daran, dass das deutsche Publikum die Texte auch nicht versteht…

 

Ich: Warum schämt Ihr Euch für Eure Fans?

 

Alf: Warum bin ich wohl Musiker geworden? In meiner Kindheit und Jugend habe ich gesehen, wie es bei Popstars so abgeht…die sind ständig umgeben von hübschen jungen Dingern, von Models, die zu tausenden  im Publikum stehen und ihre T-Shirts auf die Bühne werfen, und das wollte ich auch. Ich hab wirklich Jahre meines Lebens geopfert, in dunklen Kellern gesessen und ein Instrument gelernt, während andere auf Partys gingen und Fußball gespielt haben. Ich hab Entbehrungen auf mich genommen um das zu erreichen, und was soll ich sagen, es ist nicht in Erfüllung gegangen. Unser Publikum sind alte, dicke, bärtige Männer…was soll man da noch sagen…